Diagnose Krebs: Können Worte töten?
Th. Ahlert, J. Beier

Vorhergehendes Kapitel: 4. Können tödliche Worte vermieden oder neutralisiert werden?

4.1 Anpassung der Umwelt

Die erste dieser beiden Möglichkeiten scheint zunächst die einfachere und offensichtlichere zu sein. Äußere Lebensumstände, beeinträchtigende Verhaltensweisen und Worte der Mitmenschen und bestimmte Beziehungen zwischen Patienten und Mitmenschen lassen sich durchaus bis zu einem bestimmten Grad an die Bedürfnisse des Patienten anpassen.

So einleuchtend sich dieser Weg darstellt, so kompliziert, unvollständig, ja unmöglich kann er im Einzelfall zu realisieren sein. Man wird schnell feststellen, dass es unmöglich ist, den Patienten „in Watte zu packen“ und nachhaltig vor den genannten Risiken zu schützen: Zu schwerwiegend, zu etabliert und zu unberechenbar sind die meisten dieser Gefahren für die seelische Gesundheit und Abwehrkraft des Patienten.

Da also eine dauerhafte und ausreichende Anpassung der Umwelt an die Bedürfnisse des Betroffenen nicht umsetzbar ist, ist dieser Weg auch mit dem besten Therapeuten zum Scheitern verurteilt. Dazu kommt eine aus der Suchtpsychologie bekannte Gefahr: Gelingt es nämlich tatsächlich, ein wie auch immer geartetes Bedürfnis des Patienten zu stillen, so kann es allein dadurch zu einer Verstärkung des jeweiligen Bedürfnisses kommen, so dass es letztlich unstillbar wird („je mehr er hat, je mehr er will“).

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